Freitag, 10. September 2010

Dienstag, 24. August

Morgens um 10 muss man immer aus der Jugendherberge auschecken, so auch in Würzburg. Vorher wurde gefrühstückt, wobei ich plötzlich gaaaaaanz viel Hunger verspürte und mir den Teller deswegen extrem voll lud. Später am Tisch wanderte dann ein ordentlicher Packen geschmierte Brötchen in die Papiertüte und von da in meine Packtasche. Somit war die Tagesration schon mal kostenfrei gesichert. Ich war zu Schulzeiten schon auf Klassenfahrt in Würzburg, deswegen hatte ich die standard-Attraktionen wie z.B. die Residenz schon abgeklappert. Aus diesem Grund entschied ich mich, morgens auch direkt los zu fahren.
Der Himmel sah nicht gerade viel versprechend aus, und wie auf Kommando fing es auch kurz nachdem ich (vorsorglich schon mit angelegtem GKK) losgefahren war, zu regnen an. Auch für diese Etappe hatte ich eine gute Route ausgearbeitet, die einen kleinen Umweg über Rothenburg ob der Tauber macht. Muss ja sehr schön sein da. Leider funktionierte die Route im TomTom nicht, sodass ich mich erst auf direktem Weg in Richtung Regensburg lotsen ließ. Regen und Kraftfahrstraße wurde langsam zur Tradition, in diesem Fall war es die B8, der ich bis Neustadt/Aisch folgte. War natürlich langweilig, aber wenigstens kam ich so relativ schnell aus dem Regengebiet raus. Ich hatte allerdings keine Lust, mich schon wieder den ganzen Weg über große Bundesstraßen zu quälen, und begann deshalb, mit den Einstellungen meines Navis zu experimentieren. Zunächst mal wählte ich statt "Autobahnen vermeiden" "kürzester Weg" aus. Leider kann der kürzeste Weg auch schon mal über die Autobahn führen... deshalb wurde das schnell wieder geändert und ab da war ich für HansHans TomTom ein Fahrrad. Diese Einstellung vereint nämlich das Vermeiden von Autobahnen, Planung für kleine Geschwindigkeiten und den kürzesten Weg. Perfekt also.
In Neustadt fiel mir wieder ein, dass ich ja eigentlich noch über Rothenburg fahren wollte, jetzt aber quasi schon die Hälfte des Weges hinter mir hatte. Also markierte ich alle Wegpunkte bis hinter Rothenburg als bereits besucht, und probierte dann, ob die vorgeplante Route jetzt funktioniert. Wieder nix. Dann habe ich das Navi überlistet indem ich immer einfach den nächsten Wegpunkt als Ziel ansteuern ließ. Damit gings dann.
Von Neustadt aus gings also dann über kleine Dörfchen durch den Naturpark Frankenhöhe. Die Route war zwar nicht vorgeplant, aber aufgrund der Einstellungen im TomTom trotzdem sehr schön und abwechslungsreich. Das GKK ließ ich vorsorglich an, da es zwischendurch immer leicht zu Nieseln begann, was aber nie lange anhielt. Auffällig war zum einen die große Anzahl Schwalben, die einem hier mit einem Affenzahn um die Nase flog, zum Anderen die Gebäudeoptik. Waren die Bauten bisher größtenteils verputzt und weiß, so sind sie hier in warmen Pastelltönen gestrichen. In einem der Örtchen machte ich Mittagspause.



So hangelte ich mich, nachdem ich wieder auf meiner ursprünglich geplanten Strecke war, von einem als Ziel deklarierten Wegpunkt zum nächsten. Zwischendurch landete ich auf der Burgenstraße . Das wird einem zwar auf einem Hinweisschild mitgeteilt, aber wo man abbiegen muss, um ihr weiter zu folgen, steht nirgends. Dieses Konzept sollte man wohl noch mal überarbeiten...
In Abenberg machte ich Halt, da ich schon vor geraumer Zeit auf Reserve umschalten musste, aber entlang des Weges keine Tankstelle zu finden war. Also fragte ich nach. Ich erhielt die Auskunft, im Ortskern von Mungenau befände sich eine. Also wieder umgedreht, und der Wegbeschreibung gefolgt. Blöderweise kamen dann 2 Wegweiser: Einer nach Dürrenmungenau und einer nach Wassermungenau. Hm. Dürrenmungenau ist näher, Wassermungenau hat mehr Flüssigkeit... Was tun? Ich entschied mich zunächst für die kürzere Variante, was sich als Fehler herausstellte. Die letzten 2 km bis nach Wassermungenau durfte ich schieben. Dabei entdeckte ich, dass das Navi auch als OVI Tankstellen abgespeichert hat und man sich, wenn der Benzinhahn auf Reserve gedreht werden muss, auch einfach per Navi zur nächsten Tanke leiten lassen kann. Diese Vorgehensweise wurde ab jetzt angewandt. Nachdem ich Elli wieder versorgt hatte, machte ich mich auf den Weg zurück, um in Abenberg eine Pause einzulegen. Der Ortskern ist sehr idyllisch mit seiner geschlossenen Altbebauung, und über allem thront in der Mitte die Burg. Schöner Platz zum Brötchen essen. Ich probierte auch, mit der Schwalbe bis hoch zur Burg zu gelangen, aber das ging leider nicht.


Das Tor, dass man durchfährt um nach Abenberg hinein zu gelangen


Häuser im Ort mit Burgturm im Hintergrund

Kurz hinter Abenberg wunderte ich mich, was plötzlich so klingelt und sah mein Spiegelglas wild in der Fassung umhertanzen. Ich hatte das Kedergummi verloren. Zum Glück hab ichs rechtzeitig bemerkt und konnte es nach ein paar Metern auf der Straße liegen sehen. Fix wieder eingebaut und weiter gings. Über Roth und Hipoltstein nach Berching, ab wo ich dem Altmühltal bis Dietfurt folgte. Unterwegs machte ich noch einen Brötchenhalt an einem mit zalreichen anderen Blumen verwilderten Sonnenblumenfeld:



Nach Regensburg wäre ich eigentlich nördlich der A3 über die B8 gekommen. Dort sahen die Straßen auf der Karte aber langweilig aus. Südlich der A3 jedoch wand die Straße sich vielversprechend, und einen Ort der Laaber heißt muss man schließlich gesehen haben. Ich suchte also nach alternativen Donaubrücken, und stieß auf die Sinziger Eisenbahnbrücke. Eine Satellitenansicht in google maps ließ erkennen, dass es wie üblich an der Seite der Brücke einen Fahrradweg gibt - also den Weg da lang geplant. Das war ein absoluter Glücksgriff! Im Laabertal gibts nicht nur eine Ortschaft mit lustigem Namen nach der anderen (vergl. z.B. Undorf), sondern auch tolle Landschaft.



Wer hätte gedacht dass es in Laaber so aussieht?

Da es schon lange trocken war und mittlerweile auch recht warm wurde, entschloss ich mich, als ich an einer kleinen, steilen Schotterstraße vorbeikam, dort noch mal anzuhalten, das GKK auszuziehen und den Ausblick zu genießen:



Vom Laabertal gibts auch eine Streckenempfehlung:

Größere Kartenansicht

In Sinzig gings über die Eisenbahnbrücke (scheint ein rechter Verkehrsknoten zu sein, es wimmelte dort nur so von 50ern) und nach Regensburg hinein. Die Herberge fand ich schnell, und nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte erkundete ich die Stadt. Auffällig ist die extrem hohe Blechrollerdichte. So viele (teils wirklich alte!) Blechvespen, Zündapp R50 und Schwalben auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen. Regensburg selbst ist unbeschreiblich schön. Vor allem ist die komplette Innenstadt ein geschlossener Baukörper, der fast ausschließlich aus historischen Gebäuden besteht. Man weiß gar nicht wo man zuerst hingucken soll! Sowas kenne ich nur als einzelne Häuserzeile in der Fußgängerzone, aber nicht als komplettes Stadtzentrum, in dem man auch noch herumfahren kann. Eine Prollrunde wurde auf die Agenda für den nächsten Tag gesetzt, dann gings ins Bett.

Mittwoch, 8. September 2010

Montag, 23. August

Puh. Kater.

Morgens um 11 stand ich auf, und dann gingen wir in ein kleines, gemütliches Cafe um die Ecke zum Frühstücken. Das Frankfurter Nordend ist ein echt schönes Viertel. Fast geschlossene Gründerzeit-Wohnbebauung. Ich mag diese Architektur. Danach gings auf einen Katervertreibungsspaziergang quer durch Frankfurt. Die nächste Etappe ging nur bis Würzburg, das sind von FFM aus lediglich 150 km. Den Vormittag über war es teilweise regnerisch, nachmittags sollte es besser werden. Ich beschloss daher, erst so gegen 3 Uhr aufzubrechen. Den Fotoapparat nahm ich nicht mit, da ich die obligatorische Fotosafari schon bei einem früheren Frankfurt Aufenthalt hinter mich gebracht hatte. Ich füge die alten Bilder jetzt mal hier ein, der Himmel war mitnichten so blau wie auf den Bildern. Es war sehr windig und nieselte zwischendurch.











Letzteres ist ein Lieblingsbild von mir mit dem Namen "Teilchenbeschleuniger". Man mag es kaum glauben, aber auch diese Ansicht findet sich innerhalb eines Frankfurter Gebäudes.

So gegen 3 wurde der Vogel wieder gesattelt, und es ging mit GKK bekleidet am Main entlang in Richtung Hanau. Frankfurter Stadtverkehr ist ziemlich unentspannt, und Industriegebiete sind überall gleich schmuddelig. Der erste Abschnitt war also mit anderen Worten nicht der Kracher, aber wie sollte er es auch sein. Unterwegs hielt ich beim MeckDreck um eine Schnellmahlzeit einzuwerfen. Nach diesem relativ langweiligen Streckenabschnitt ging es einmal Quer durch den Spessart. Hier funktionierte meine Vorabplanung hervorragend, wahrscheinlich weil ich genügend Wegpunkte festgelegt hatte. Ich fuhr fast ausschließlich über kleine Nebenstraßen, die so schmal sind, dass sie noch nicht mal eine Mittellinie haben. Auch hier kein Schwein unterwegs, zwischendurch mal kleine Dörfchen mit Fachwerkhäusern, die nach 500m schon wieder vorbei sind. Im Hochspessart hört auch das auf, da ist nur noch Wald. Die Straße war einfach perfekt. Immer kurvig, aber nie zu steil. Verkehr fast überhaupt nicht vorhanden. Dazu war es sogar trocken. An einem Aussichtspunkt, wo ein Denkmal für die Gefallenen des Spessartbundes im 1. Weltkrieg steht, machte ich Halt um was zu Essen und ein Foto zu machen.


Auf dem Foto kommt das nicht wirklich rüber. Hinter dem Zaun geht es ziemlich tief fast senkrecht bergab, und man kann sehr weit in die Landschaft schauen. Der Punkt ist ca 450m über NN.

Zwischendurch war die Strecke, die ich mir rausgesucht hatte, gesperrt wegen Kanalbauarbeiten. Ich habe mich davon aber nicht stören lassen und bin, da eh kein Mensch anwesend war, einfach durch die Baustelle gefahren. Zum Glück sind Simsons mit ihren großen Rädern und viel Bodenfreiheit ja relativ geländegängig. Man muss halt nur wissen dass man im weichen Sand Gas geben sollte, dann läuft das.

Damit auch noch andere die Chance haben dieses tolle Stück Straße zu finden, habe ich da mal wieder ein google maps Viech von gemacht:


Größere Kartenansicht
Am Besten wars zwischen Schöllkrippen und Jakobsthal. Dort befindet sich auch der Aussichtspunkt,

Gegen 8 war ich in Würzburg. Dort checkte ich in der Jugendherberge ein, bezog mein Bett und verfrachtete das Gepäck aufs Zimmer. Dann gings mit Elli und Fotoapparat zuerst ein Elli-in-Würzburg-Beweisfoto machen:



Und dann hoch auf die Festung, wo ich genau zur Blauen Stunde ein Festungsfoto und ein Panoramabild anfertigte. Durch den von Aufziehenden Regenwolken zusätzlich verdunkelten Himmel erhielt die Szene zusätzlich Spannung. Ein Mädel ein paar Meter weiter war von dem Anblick so überwältigt, dass sie fast zu weinen anfing. Den anschließenden Versuch ihrerseits, die Szene mit einem Fotohandy einzufangen kommentierte ich mit dem Angebot, ihr die bereits gemachten vernünftigen Fotos zukommen zu lassen.




Anschließend stellte ich Elli wieder an der Herberge ab und schlenderte noch eine Runde durch die Stadt, was aber von alsbald einsetzendem Regen schnell unterbrochen wurde. Gegen halb 11 legte ich mich schlafen. Dummerweise hatte ich ein Zimmer, dass direkt zur Straße raus ging und unter dem Dach war. Entweder war es also zu stickig oder zu laut. Ansonsten ist die Herberge aber sehr empfehlenswert.

Dienstag, 7. September 2010

Sonntag, 22. August

So, dann wollen wir mal anfangen mit der Nachbereitung!

Die Story beginnt allerdings nicht am 22., sondern am 21. August. An diesem Tag habe ich noch schnell eine Durchsicht vorgenommen. Luftfilter gesäubert, Vergaser einmal geöffnet und präventiv durchgeblasen, Kerzenabstand und Unterbrecherabstand nachgestellt, Kettenspannung geprüft. Auf dem Bild im Posting unter diesem seht ihr den gesattelten Vogel. In diesem Zustand unternahm ich Abends noch eine kleine Probefahrt, um zu sehen ob alles ok ist, nichts scheuert und ich mit der Beladung zurecht komme.
Die Beladung bereitete keinerlei Probleme, aber irgendwie mochte Sie kein Vollgas annehmen. Das hatte ich in der Vergangenheit öfter schon mal kurzzeitig gehabt, und, da es sich immer wieder von selbst reparierte, als hängendes Schwimmernadelventil abgehakt. So auch an diesem Abend. Merke: Böse böse! Frauen sind zickig, das sollte man irgendwann mal kapiert haben. Blechfrauen machen da keine Ausnahme!

Am 22. ging es also morgens um 9 zum Bäcker, dann wieder nach Hause, Brötchen schmieren und eine Ration Fischfutter-Eistee ansetzen. Auch auf dieser Fahrt war Vollgas nicht drin. Völlig fixiert auf den Vergaser entschied ich, dass ich noch in meiner vertrauten Umgebung mit all ihren Möglichkeiten bin, und das Problem besser hier beheben sollte. Also fuhr ich noch mal ins Institut und zerlegte und reinigte den Vergaser abermals. Selbstverständlich ohne Erfolg. Das hätte mich eigentlich hellhörig werden lassen sollen, tat es aber in anbetracht dessen, dass mein Kopf vor Aufbruchsstimmung sprühte, nicht.
Ich brach also mit nicht voll funktionstüchtiger Mopete auf, im Glauben, dass sich das schon von selbst regeln würde. Es kam natürlich wie es kommen musste. Ich verließ Dortmund in richtung Hagen, wo das Ardeygebirge anfängt und es hügelig wird. Noch vor den Toren Hagens kam mir die Erkenntnis, dass ich es mit so wenig Kraft bergauf keine 300km aushalten würde. Ich bog also auf eine Tankstelle ein und zerlegte abermals den Vergaser. Ich dachte, Sie würde etwas zu mager laufen, und stellte deswegen den Schwimmer ein wenig höher. Das war eine völlig bescheuerte Aktion, jetzt ersoff sie natürlich fast und ließ sich kaum noch fahren. Einen guten km später hielt ich also abermals an, um meine Idiotie wieder rückgängig zu machen. Natürlich hatte ich weder das Vergaserdatenblatt noch einen Messschieber zur Einstellung des korrekten Schwimmerniveaus dabei, sodass ich raten musste. Danach lief sie auch wieder wie vorher (also mit Leistungsloch), aber immer noch etwas zu fett, was sich in verstärktem Gequalme und Gestinke ausdrückte.


Der Schwimmer-Rückstell-Halt beim freundlichen VW Hökerer in Hagen. Da mittlerweile 1 Uhr war optimierte ich auch direkt die Gewichtsverteilung, indem ich ein paar Brötchen und Eistee von der rechten Seitentasche in den Fahrer umpackte.

Der Zeitplan war zu diesem Zeitpunkt schon total für den Allerwertesten, ich hatte eigentlich gedacht am späten Nachmittag in Frankfurt zu sein. Unschaffbar. In Hagen zeigte sich auch, dass das Navi nicht tat was ich von ihm wollte. Ich hatte die Route im MOTORRAD Routenplaner erstellt, in dem man für die verschiedenen Straßentypen jeweils eine erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit angeben kann. Über diese Funktion kann man Kraftfahrstraßen, große Bundesstraßen und Autobahnen schön ausblenden. Das Navi hatte ich aber auf "Autobahnen vermeiden" eingestellt, sodass es mich jetzt immer über die großen Straßen schickte, und zwischendurch immer einen Abstecher zu den exportierten Wegpunkten machte. Nach dem Abstecher ließ es mich umdrehen und wieder auf die große Bundesstraße fahren. Tolle Wurst.
Im Volmetal hinter Hagen ist GPS-Technisch tote Hose. Dort kannte ich mich aber noch aus und wusste von daher auch so, wo ich lang fahren musste. Nämlich in Hagen-Priorei (fragt mich nicht warum das Kaff so heißt) von der B54 runter richtung Breckerfeld. Das ist für Motorräder gesperrt, hat mich aber nicht im geringsten gestört. Hätte ich meine Dreieinhalb PS allesamt beieinander gehabt, wäre das eine schöne Strecke gewesen. So aber wars ziemlich anstrengend mit meinen paar mühsam zusammengeklaubten km/h im Randstein bergauf zu kriechen.
Trotz fröhlicher Musik im Ohrstöpsel (jaja, ich weiß, furchtbar verboten) kam irgendwie nicht so recht Urlaubsstimmung auf. Irgendwo hinter Halver wechselte ich aus purer Verzweiflung den Unterbrecher. Wie zu erwarten war, brachte das keine Änderung. Hätte mich eigentlich auch gewundert, da ich den Kontakt ja am Tag vorher erst nachgestellt hatte.
War es die ganze Zeit zwar bewölkt, aber trocken gewesen, so war nun langsam absehbar, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Ich zog mir an diesem Halt daher das von einem Kollegen ausgeliehene Ganzkörperkondom (ab hier als GKK bezeichnet) an. Man muss dazu wissen, dass er ca 1,95m groß ist und ich 1,71m. Davon mal ab war das Ding aber astrein, ich habe es im Laufe der Fahrt zu schätzen gelernt. Ab hier programmierte ich das Navi auch um, und ließ mich einfach auf direktem Weg nach Frankfurt lotsen. Die Strecke, die ich vorab geplant hatte, ist zwar schöner, aber auch länger. Und mit schwächelndem Möp und einsetzendem Regen war ich der Meinung, mir nicht auch noch Zusatzkilometer geben zu müssen.
Im Siegerland lotste mich das Navi dann auf die B54, die hier als Kraftfahrstraße ausgebaut ist. Irgendwie hab ich jedes mal wenn ich auf ne etwas größere Tour gehe den Ärger mit diesen scheiß-Kraftfahrstraßen. Zu allem Überfluss fing es jetzt richtig an zu schütten. Es stand soviel Wasser auf der Straße, dass ich trotzdessen, dass es Bergab ging, einen Gang zurück schalten musste weil der Fahrwiderstand so hoch wurde. Das Wasser spritzte in großen Bögen nach links und Rechts, teilweise auch vom Vorderrad senkrecht hoch und über mich drüber. Währenddessen gab es von den mich überholenden Autos auch noch regelmäßig die volle Dusche von links. Oh welch Wonne! Vor allem wenn man gerade den Kopf gesenkt hat, um einen Blick aufs Navi zu werfen und den Schwall in den Nacken bekommt. Im Ohrstäpsel trällerten, welch Ironie, die Chili Peppers mit Torture me. Davon ab machte sich das GKK bezahlt, darunter blieb ich trocken. Nur die Schuhe waren komplett durchweicht.
Hinter Siegen traf ich einen anderen Oldiemoppedfahrer, der auf einer 250er ILO unterwegs war. Er bot mir an, Ellis Problemen in seiner Werkstatt auf den Grund zu gehen. Ich nahm dankend an, in der Hoffnung meine Offensichtliche Betriebsblindheit nach dem Motto "4 Augen sehen mehr als 2" zu überwinden und den Schwimmer wieder in korrekte Position hängen zu können. Es stellte sich heraus, dass der gute Mann leider keinen Computer besitzt und ich deswegen auch keine Einstellwerte nachgucken kann. Eine Idee hatte er leider auch nicht. Mittlerweile war es 6 Uhr. Ich setzte eine Meldung nach Frankfurt ab, dass ich Probleme hab und zu unbestimmter Zeit ankommen werde. Beim Verlassen des Heimatortes des Schrauberkollegen musste ein steiler Berg passiert werden. An diesem verreckte Elli mir dann vollständig. Ich rollte also hinunter und stellte sie am Fuße des Bergs in einer Buswendeschleife ab. Und als ich da so saß, mein Brötchen aß und mich nur mit größter Beherrschung davon abhalten konnte, meine alte Dame einfach umzutreten, meldete sich in meinem Hinterkopf ein leiser Deutz:
[...]immer zuerst in den Auspuff schauen[...]
hallte es. Dicht gefolgt von einem Zitat aus diesem etwas infantil verfassten Tutorial:
Nachdem eure Simmi mehrere Tausend Kilometer ohne Probleme gelaufen ist (Sehr unwahrscheinlich -g-), kommt es von heut auf morgen zu einem extremen Leistungsverlust. Ihr könnt nicht mehr richtig hochdrehen. Vor allem Berge können nur noch mit 30km/h befahren werden, sonst geht der Motor aus!
Zu Hause angekommen stellt ihr den Hobel sofort in die Werkstatt und versucht, den Fehler zu finden! Kerze getauscht ... Zündspule gecheckt ... Zündung einjustiert ... aber immer noch das selbe Problem! Nach etlichen Stunden kommt irgendwann die Grandiose Idee, das es irgendwie am Auspuff liegen könnte. Ihr schraubt ihn ab ... fahrt kurz ohne Auspuff umher (seeehhr laauut) .. und siehe da.. es läuft wieder alles!

Soll es etwa so einfach sein? Bordwerkzeug raus, Endtüte ab, Schalldämpfer raus, und angetreten. Ganz schön laut. Aber als ich testweise einmal den angrenzenden Feldweg runter fuhr, nahm sie plötzlich wieder Vollgas an. Ich habe dann mit einem Schraubendreher im Schalldämpfereinsatz udn im Endrohr rumgepörkelt und eine ansehnliche Menge Ölkohle zu Tage gefördert. Die Löcher im Gegenkonus des eigentlichen Auspuffs waren noch frei. Nachdem ich alles wieder zusammen hatte, ging der Berg, an dem ich vorher verrekt war im dritten Gang. Soviel dazu.
Ab jetzt riss ich einfach nur noch stumpf die Kilometer runter. Sicherlich gibts im Siegerland, Westerwald und Taunus schöne Strecken, aber mein Navi lotste mich fast ausschließlich über die B54 und B456, größtenteils immer Geradeaus. Irgendwo im Westerwald wurde ich, mich einen Hang mit Vollgas und "lang gemacht" hinunterstürzend, an einem Ortseingang geblitzt. Fast schon schade, dass ich das Foto nicht bekommen werde, muss ein Bild für die Götter sein. In dieser Gegend kam ich mir stellenweise vor wie der einzige Mensch auf der Welt. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass man eine halbe Stunde lang auf einer Hauptverkehrsachse unterwegs sein kann, und einfach kein anderes Fahrzeug sichtet. Auch in den durchfahrenen Orten niemand zu sehen. Da waren die Bürgersteige schon hochgezogen. Die ganze Zeit regnete es mal mehr mal weniger. In Oberursel tankte ich, und zog mir die Regenkombi wieder aus. Der Himmel war klar, und als man am Horizont den Wiederschein der Großstadt am Himmel erkennen konnte, war ich doch glücklich.
Eine ganze Zeit lang fuhr ich von den Höhen des Taunus kommend auf die beleuchtete Frankfurter Skyline zu. Eigentlich wollte ich ein Foto von Elli vor selbiger machen, aber die Straßen hatten allesamt keinen Fahrradweg. Und so lebensmüde, die Kiste einfach so am Straßenrand abzustellen und dann auf der unbeleuchteten Fahrbahn rumzuturnen, bin ich auch nicht. Daher möchte ich an dieser Stelle stellvertretend ein geklautes Bild sprechen lassen:


Das ist zwar nicht aus Taunusperspektive, aber trotzdem eindrucksvoll. Quelle http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/461499

Abends um 10 kam ich endlich in Frankfurt an. Den Abend verbrachte ich mit einer Bekannten bei gutbürgerlicher Frankfurter Küche und einer ansehnlichen Menge alkoholischer Getränke. War ein wunderschöner Abend, der die Strapazen des Tages vergessen ließ. Gegen 4 Uhr früh fiel ich vollkommen erledigt ins Bett.