Dienstag, 13. April 2010

Die Legende lebt (noch)

Heute mal ein kleiner Exkurs aus der Konserve, da mich der Studieralltag mit voller Macht erwischt hat..

Es gibt Fahrzeuge, die so legendär sind, dass sie niemals wirklich sterben können. Sicherlich einige technisch bahnbrechenden Fahrzeuge wie Fords Tin Lizzie, oder berühmte Sportwagen. Was mich persönlich jedoch viel mehr fasziniert sind Alltagsgegenstände, die so derartig zäh sind, dass man sie einfach nicht kaputt bekommt. Beispiel London: Wer an London denkt, sieht vor seinem geistigen Auge rote Routemaster Busse und nicht weniger archaisch aussehende schwarze Taxen durch die Gegend fahren. Ersterer hielt sich von 1954 bis 2005 auf den Straßen, und nachdem er ausgemustert wurde waren die Proteste so groß, dass die Verkehrsbetriebe teilweise verkaufte Busse wieder zurückkauften!



Bild geklaut bei http://news.bbc.co.uk

Beispiel Berlin: Seit man 1927 festgestellt hatte, dass eng getakteter Dampfzugbetrieb in einer Großstadt überraschenderweise leicht unangenehme Folgen hat, verkehrt der legendäre Stadtbahner auf den Berliner S Bahn Strecken. Einige Fahrzeuge waren sage und schreibe 70(!) Jahre lang im Einsatz, bevor man sie ausmusterte. Es drängen sich gewisse Parallelen zum heute fast ausgestorbenen berliner Original mit seiner herzerfrischend ehrlichen, schnörkellosen Art auf. 2000 wurden die letzten Stadtbahner ausgemustert. Jetzt, 10 Jahre später ist die Berliner S Bahn, obwohl mit neuen Zügen ausgestattet, in der Krise. Verspätungen ohne Ende, Skandale um nicht gewartete Fahrzeuge... Kaum ist "the one and only" weg, schon läuft nichts mehr...



Mit der S-Bahn vom Warschauer Pakt zum Verteidigungsgebiet der NATO für 2 Mark 10. Das gab es nur in Berlin!
Bild geklaut bei http://www.berliner-verkehrsseiten.de/s-bahn


Es gibt ein weiteres legendäres Fahrzeug, dass fest mit dem Stadtbild einer Großstadt verbunden ist:



Bild geklaut bei http://www.toycollector.com

Genau. Den Kollegen hier. Den Käfer in Mexico D.F. Unermüdlich verrichtet der "Vocho" seinen Dienst und tut, was er am besten kann. Laufen, laufen laufen. Noch tut er das. Mexico Stadt hat weltweit mit die übelste Luftverschmutzung, und deswegen wurde den Käfertaxen der Kampf angesagt. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis auch hier eine Legende verschwunden ist. Sicherlich ist Umweltschutz eine wichtige Sache. Ob ein paar Käfer mehr oder weniger (zumal die meisten neuere 1600i mit G-Kat sein dürften) da so viel ausmachen, lasse ich mal dahin gestellt. Es scheint mir eher sinnvoll, einen funktionierenden ÖPNV aufzubauen, sodass nicht mehr jeder mit einem eigenen Auto quer durch den Megamoloch fahren muss.
By the Way erkenne ich übrigens auch nicht an, dass der Golf den Käfer als Weltmeister abgelöst haben soll. zwischen einem Brezelkäfer der 40er Jahre und einem der letzten Mexicokäfer Bauteile wie Türen oder Kotflügel hin und her zu tauschen, bereitet keine größeren Probleme. Man versuche das mal mit einem Golf 1 und einem Golf 6. Die letztere "Baureihe" besteht aus völlig verschiedenen Autos, die nur den Namen gemeinsam haben. Ich glaube nicht, dass jemals ein Auto wieder die 21 Millionen überschreiten wird.

Nunja, das ist zwar alles schade, aber der Lauf der Dinge. Was ich mich aber wirklich frage ist: Wie kommt es dazu, dass Fahrzeuge wie hier beschrieben so stark zum Wahrzeichen einer Stadt werden können? Was meint ihr?

2 Kommentare:

Adrian hat gesagt…

Ich denke, dass es daran liegt, dass jedermann sie nutzt, egal wie sein Stand ist. Damit finden sie Eingang in den Alltag der Einwohner/Touristen. Kommt dann noch ein archaischer, eigenwilliger Charakter mit Wiedererkennungswert dazu und fertig ist das Wahrzeichen.
Mit den Checker-Taxis ist es ja nicht anders.

Empidoc hat gesagt…

Haste schön geschrieben,ist was wahres dran.......
Oftmals erinnert man sich leider erst an das Gute,wenn es nicht mehr da ist....