Die Story beginnt allerdings nicht am 22., sondern am 21. August. An diesem Tag habe ich noch schnell eine Durchsicht vorgenommen. Luftfilter gesäubert, Vergaser einmal geöffnet und präventiv durchgeblasen, Kerzenabstand und Unterbrecherabstand nachgestellt, Kettenspannung geprüft. Auf dem Bild im Posting unter diesem seht ihr den gesattelten Vogel. In diesem Zustand unternahm ich Abends noch eine kleine Probefahrt, um zu sehen ob alles ok ist, nichts scheuert und ich mit der Beladung zurecht komme.
Die Beladung bereitete keinerlei Probleme, aber irgendwie mochte Sie kein Vollgas annehmen. Das hatte ich in der Vergangenheit öfter schon mal kurzzeitig gehabt, und, da es sich immer wieder von selbst reparierte, als hängendes Schwimmernadelventil abgehakt. So auch an diesem Abend. Merke: Böse böse! Frauen sind zickig, das sollte man irgendwann mal kapiert haben. Blechfrauen machen da keine Ausnahme!
Am 22. ging es also morgens um 9 zum Bäcker, dann wieder nach Hause, Brötchen schmieren und eine Ration Fischfutter-Eistee ansetzen. Auch auf dieser Fahrt war Vollgas nicht drin. Völlig fixiert auf den Vergaser entschied ich, dass ich noch in meiner vertrauten Umgebung mit all ihren Möglichkeiten bin, und das Problem besser hier beheben sollte. Also fuhr ich noch mal ins Institut und zerlegte und reinigte den Vergaser abermals. Selbstverständlich ohne Erfolg. Das hätte mich eigentlich hellhörig werden lassen sollen, tat es aber in anbetracht dessen, dass mein Kopf vor Aufbruchsstimmung sprühte, nicht.
Ich brach also mit nicht voll funktionstüchtiger Mopete auf, im Glauben, dass sich das schon von selbst regeln würde. Es kam natürlich wie es kommen musste. Ich verließ Dortmund in richtung Hagen, wo das Ardeygebirge anfängt und es hügelig wird. Noch vor den Toren Hagens kam mir die Erkenntnis, dass ich es mit so wenig Kraft bergauf keine 300km aushalten würde. Ich bog also auf eine Tankstelle ein und zerlegte abermals den Vergaser. Ich dachte, Sie würde etwas zu mager laufen, und stellte deswegen den Schwimmer ein wenig höher. Das war eine völlig bescheuerte Aktion, jetzt ersoff sie natürlich fast und ließ sich kaum noch fahren. Einen guten km später hielt ich also abermals an, um meine Idiotie wieder rückgängig zu machen. Natürlich hatte ich weder das Vergaserdatenblatt noch einen Messschieber zur Einstellung des korrekten Schwimmerniveaus dabei, sodass ich raten musste. Danach lief sie auch wieder wie vorher (also mit Leistungsloch), aber immer noch etwas zu fett, was sich in verstärktem Gequalme und Gestinke ausdrückte.
Der Schwimmer-Rückstell-Halt beim freundlichen VW Hökerer in Hagen. Da mittlerweile 1 Uhr war optimierte ich auch direkt die Gewichtsverteilung, indem ich ein paar Brötchen und Eistee von der rechten Seitentasche in den Fahrer umpackte.
Der Zeitplan war zu diesem Zeitpunkt schon total für den Allerwertesten, ich hatte eigentlich gedacht am späten Nachmittag in Frankfurt zu sein. Unschaffbar. In Hagen zeigte sich auch, dass das Navi nicht tat was ich von ihm wollte. Ich hatte die Route im MOTORRAD Routenplaner erstellt, in dem man für die verschiedenen Straßentypen jeweils eine erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit angeben kann. Über diese Funktion kann man Kraftfahrstraßen, große Bundesstraßen und Autobahnen schön ausblenden. Das Navi hatte ich aber auf "Autobahnen vermeiden" eingestellt, sodass es mich jetzt immer über die großen Straßen schickte, und zwischendurch immer einen Abstecher zu den exportierten Wegpunkten machte. Nach dem Abstecher ließ es mich umdrehen und wieder auf die große Bundesstraße fahren. Tolle Wurst.
Im Volmetal hinter Hagen ist GPS-Technisch tote Hose. Dort kannte ich mich aber noch aus und wusste von daher auch so, wo ich lang fahren musste. Nämlich in Hagen-Priorei (fragt mich nicht warum das Kaff so heißt) von der B54 runter richtung Breckerfeld. Das ist für Motorräder gesperrt, hat mich aber nicht im geringsten gestört. Hätte ich meine Dreieinhalb PS allesamt beieinander gehabt, wäre das eine schöne Strecke gewesen. So aber wars ziemlich anstrengend mit meinen paar mühsam zusammengeklaubten km/h im Randstein bergauf zu kriechen.
Trotz fröhlicher Musik im Ohrstöpsel (jaja, ich weiß, furchtbar verboten) kam irgendwie nicht so recht Urlaubsstimmung auf. Irgendwo hinter Halver wechselte ich aus purer Verzweiflung den Unterbrecher. Wie zu erwarten war, brachte das keine Änderung. Hätte mich eigentlich auch gewundert, da ich den Kontakt ja am Tag vorher erst nachgestellt hatte.
War es die ganze Zeit zwar bewölkt, aber trocken gewesen, so war nun langsam absehbar, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Ich zog mir an diesem Halt daher das von einem Kollegen ausgeliehene Ganzkörperkondom (ab hier als GKK bezeichnet) an. Man muss dazu wissen, dass er ca 1,95m groß ist und ich 1,71m. Davon mal ab war das Ding aber astrein, ich habe es im Laufe der Fahrt zu schätzen gelernt. Ab hier programmierte ich das Navi auch um, und ließ mich einfach auf direktem Weg nach Frankfurt lotsen. Die Strecke, die ich vorab geplant hatte, ist zwar schöner, aber auch länger. Und mit schwächelndem Möp und einsetzendem Regen war ich der Meinung, mir nicht auch noch Zusatzkilometer geben zu müssen.
Im Siegerland lotste mich das Navi dann auf die B54, die hier als Kraftfahrstraße ausgebaut ist. Irgendwie hab ich jedes mal wenn ich auf ne etwas größere Tour gehe den Ärger mit diesen scheiß-Kraftfahrstraßen. Zu allem Überfluss fing es jetzt richtig an zu schütten. Es stand soviel Wasser auf der Straße, dass ich trotzdessen, dass es Bergab ging, einen Gang zurück schalten musste weil der Fahrwiderstand so hoch wurde. Das Wasser spritzte in großen Bögen nach links und Rechts, teilweise auch vom Vorderrad senkrecht hoch und über mich drüber. Währenddessen gab es von den mich überholenden Autos auch noch regelmäßig die volle Dusche von links. Oh welch Wonne! Vor allem wenn man gerade den Kopf gesenkt hat, um einen Blick aufs Navi zu werfen und den Schwall in den Nacken bekommt. Im Ohrstäpsel trällerten, welch Ironie, die Chili Peppers mit Torture me. Davon ab machte sich das GKK bezahlt, darunter blieb ich trocken. Nur die Schuhe waren komplett durchweicht.
Hinter Siegen traf ich einen anderen Oldiemoppedfahrer, der auf einer 250er ILO unterwegs war. Er bot mir an, Ellis Problemen in seiner Werkstatt auf den Grund zu gehen. Ich nahm dankend an, in der Hoffnung meine Offensichtliche Betriebsblindheit nach dem Motto "4 Augen sehen mehr als 2" zu überwinden und den Schwimmer wieder in korrekte Position hängen zu können. Es stellte sich heraus, dass der gute Mann leider keinen Computer besitzt und ich deswegen auch keine Einstellwerte nachgucken kann. Eine Idee hatte er leider auch nicht. Mittlerweile war es 6 Uhr. Ich setzte eine Meldung nach Frankfurt ab, dass ich Probleme hab und zu unbestimmter Zeit ankommen werde. Beim Verlassen des Heimatortes des Schrauberkollegen musste ein steiler Berg passiert werden. An diesem verreckte Elli mir dann vollständig. Ich rollte also hinunter und stellte sie am Fuße des Bergs in einer Buswendeschleife ab. Und als ich da so saß, mein Brötchen aß und mich nur mit größter Beherrschung davon abhalten konnte, meine alte Dame einfach umzutreten, meldete sich in meinem Hinterkopf ein leiser Deutz:
[...]immer zuerst in den Auspuff schauen[...]hallte es. Dicht gefolgt von einem Zitat aus diesem etwas infantil verfassten Tutorial:
Nachdem eure Simmi mehrere Tausend Kilometer ohne Probleme gelaufen ist (Sehr unwahrscheinlich -g-), kommt es von heut auf morgen zu einem extremen Leistungsverlust. Ihr könnt nicht mehr richtig hochdrehen. Vor allem Berge können nur noch mit 30km/h befahren werden, sonst geht der Motor aus!
Zu Hause angekommen stellt ihr den Hobel sofort in die Werkstatt und versucht, den Fehler zu finden! Kerze getauscht ... Zündspule gecheckt ... Zündung einjustiert ... aber immer noch das selbe Problem! Nach etlichen Stunden kommt irgendwann die Grandiose Idee, das es irgendwie am Auspuff liegen könnte. Ihr schraubt ihn ab ... fahrt kurz ohne Auspuff umher (seeehhr laauut) .. und siehe da.. es läuft wieder alles!
Soll es etwa so einfach sein? Bordwerkzeug raus, Endtüte ab, Schalldämpfer raus, und angetreten. Ganz schön laut. Aber als ich testweise einmal den angrenzenden Feldweg runter fuhr, nahm sie plötzlich wieder Vollgas an. Ich habe dann mit einem Schraubendreher im Schalldämpfereinsatz udn im Endrohr rumgepörkelt und eine ansehnliche Menge Ölkohle zu Tage gefördert. Die Löcher im Gegenkonus des eigentlichen Auspuffs waren noch frei. Nachdem ich alles wieder zusammen hatte, ging der Berg, an dem ich vorher verrekt war im dritten Gang. Soviel dazu.
Ab jetzt riss ich einfach nur noch stumpf die Kilometer runter. Sicherlich gibts im Siegerland, Westerwald und Taunus schöne Strecken, aber mein Navi lotste mich fast ausschließlich über die B54 und B456, größtenteils immer Geradeaus. Irgendwo im Westerwald wurde ich, mich einen Hang mit Vollgas und "lang gemacht" hinunterstürzend, an einem Ortseingang geblitzt. Fast schon schade, dass ich das Foto nicht bekommen werde, muss ein Bild für die Götter sein. In dieser Gegend kam ich mir stellenweise vor wie der einzige Mensch auf der Welt. Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass man eine halbe Stunde lang auf einer Hauptverkehrsachse unterwegs sein kann, und einfach kein anderes Fahrzeug sichtet. Auch in den durchfahrenen Orten niemand zu sehen. Da waren die Bürgersteige schon hochgezogen. Die ganze Zeit regnete es mal mehr mal weniger. In Oberursel tankte ich, und zog mir die Regenkombi wieder aus. Der Himmel war klar, und als man am Horizont den Wiederschein der Großstadt am Himmel erkennen konnte, war ich doch glücklich.
Eine ganze Zeit lang fuhr ich von den Höhen des Taunus kommend auf die beleuchtete Frankfurter Skyline zu. Eigentlich wollte ich ein Foto von Elli vor selbiger machen, aber die Straßen hatten allesamt keinen Fahrradweg. Und so lebensmüde, die Kiste einfach so am Straßenrand abzustellen und dann auf der unbeleuchteten Fahrbahn rumzuturnen, bin ich auch nicht. Daher möchte ich an dieser Stelle stellvertretend ein geklautes Bild sprechen lassen:
Das ist zwar nicht aus Taunusperspektive, aber trotzdem eindrucksvoll. Quelle http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/461499
Abends um 10 kam ich endlich in Frankfurt an. Den Abend verbrachte ich mit einer Bekannten bei gutbürgerlicher Frankfurter Küche und einer ansehnlichen Menge alkoholischer Getränke. War ein wunderschöner Abend, der die Strapazen des Tages vergessen ließ. Gegen 4 Uhr früh fiel ich vollkommen erledigt ins Bett.
3 Kommentare:
... und genau das ist der Grund warum ich Navi´s nur äusserst selten und dann ungern einsetze. :)
Der erste Tag der Tour liest sich gut. Trotz des ganzen Ärgers macht sowas bestimmt ne Menge Spaß! Nächstes Jahr brechen wir zu sowas auf.
Bin schon gespannt wie´s weitergeht ...
Kann mich dem oben gesagten nur anschließen!
Unsere Mofa-Tour liegt noch ausgedruckt (70 Seiten stark) auf meinem Schreibtisch.
Bin gespannt wie es weiter geht!
P.S.: Auf den zugekokten Auspuff wäre ich auch nicht so schnell gekommen.
wenn du das blitzerfoto wirklich haben möchtest, dann wende dich an die zuständige bußgeldstelle. 3-4 wochen sollten denen zur auswertung reichen. mir ist ein fall bekannt, wo das geklappt hat. zahlen musst du dann aber wohl:)
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