Heute stand eine Premiere ins Haus: Meine erste Teilnahme an einer Oldtimerrallye. Die
Rallye der Wahl bot sich an, da sie direkt um die Ecke stattfindet und nur 25€ Startgeld kostet. Heute Morgen um 11 gings dann also los - allerdings musste ich erstmal den am 1. Mai leergefahrenen Tank füllen.
So gegen halb 12 kam ich in Sevelen auf dem Kirchplatz an. Der war schon reichlich voll mit einem bunten Mix aus Oldies jeder Couleur. Vom 200D /8 inklusive Opa-Erstbesitzer bis zum Vorkriegs-Rolls Royce war alles vorhanden. Erfreulich auch, dass man ausnahmsweise mal nicht von 911ern und SL inklusive sich elitär vorkommender Besitzer überschüttet wurde. Ich quetschte Elli also auf den bereits randvollen Motorradparkplatz und begab mich schleunigst ins Startzelt, um die Anmeldung durchzuführen. Dort bekam ich auch meine Startnummer
und das Roadbook.
Wie man sieht hat insbesondere letzteres während der Fahrt ordentlich gelitten. Es handelte sich um eine
Chinesenrallye. Vor lauter Startvorbereitungen kam ich leider nicht mehr dazu, einige sehr schöne Kisten zu fotografieren (u.A. eine Isetta mit Wohnwagen). So musste ich die Fotosession auf nach der Ankunft verschieben, da waren aber leider schon sehr viele wieder weg.
Um 12 wurde gestartet. Jeder Teilnehmer wurde kurz vorgestellt und verließ dann durch das Start-Tor den Platz, wobei man durch ein Spalier aus Zuschauern fuhr.
[fehlendes Bild]
Zusätzlich zum Roadbook gab es einen Zettel mit Fotos, auf denen Gebäude abgebildet waren. Zu diesen Gebäuden mussten unterwegs Fragen beantwortet werden. Ausserdem wurde darauf hingewiesen, dass es unterwegs Kontrollpunkte gibt, an denen gehalten werden muss. Das Roadbook und den Zettel mit den Fragen hatte ich zusammengefaltet und zwischen Startnummer und Lenkerschale geklemmt. So kam ich während der Fahrt immer gut dran. Blöd war es halt nur, im fahrenden Zustand umzublättern. Es muss ein Bild für die Götter gewesen sein, wie ich mit 70 die Bundesstraße runter heize und dabei mit allen möglichen und unmöglichen Fingerspagatübungen versuche die flatternden Seiten unter Kontrolle zu bekommen.
Der Ersteller des Roadbooks hatte auf Gemeinheiten wie "Fahranweisungen nicht in chronologischer Reihenfolge" verzichtet, so war die einzige Schwierigkeit beim Navigieren, die richtige Straße zu finden. Teilweise fehlten die Straßenschilder. Wenn man aber an jeder Abzweigung auf den Kilometerzähler guckt, weiß man ja auch so, wo man abbiegen muss. Kein Thema also. Mit gleichzeitig fahren, ohne irgendwo gegen zu donnern, Roadbook handhaben und nach möglichen Fragenobjekten ausschau halten war ich aber trotzem gut beschäftigt.
Relativ früh kam dann auch schon der erste Kontrollpunkt. An diesem mussten mit einem Greifwerkzeug in Dübel gedrehte Schrauben aus einer Flasche befördert werden. Die zahlreichen teilnehmenden Opis hatten hierbei feinmotorische Probleme.^^ Ich fischte in einer Minute 16 Schräubsken aus der Flasche.
Einer der Teilnehmer ballerte unter kernigem Alfa GT-Geröhre an dem Kontrollpunkt vorbei und ward nicht mehr gesehen. War doch eigentlich nicht zu übersehen wie da so viel Altblech auf dem Parkplatz stand... Aber naja.
Danach kamen ein paar Fotofragen vom Zusatzzettel. Mittlerweile hatte sich das Feld so verdichtet, dass sich ein Corso von ca. 5 Fahrzeugen gebildet hatte. Von da her war es nicht schwierig die Gebäude zu entdecken. Teilweise hab ich nicht mal mehr in mein Roadbook geguckt.
Der Nächste Kontrollpunkt befand sich auf dem malerischen Gut
Haus Bockdorf. Hier musste man raten welches Ei wohl zu welchem Vogel gehört, was natürlich zu zahlreichen Sprüchen, mein Federvieh betreffend, führte. Ich hatte natürlich überhaupt keine Ahnung und habe möglichst logisch geraten. Die tolle Kulisse brachte mich dazu, den Fotoapparat heraus zu holen.
Leider fing es ein wenig an zu regnen, und es wurde kälter und windiger. Die nächsten Kilometer bei diesem Wetter über endlos gerade Landstraßen waren nicht so der Knüller. Vor allem haben mich ein paar Leute, die ich vorher durch fehlerfreie Navigation überholt hatte, wieder einkassiert. Es ging zwar nicht um Platzierungen und Zeit, aber gewurmt hat es mich trotzdem.
Kurz vor Schluss folgte Kontrollpunkt Nr. 3. Hier war ein langer Schlauch aufgebaut, in dessen oberes Ende Erbsen geworfen wurden. Unten führte der Schlauch auf einen Holzklotz, über den die Erbsen dann also mehr oder weniger schnell gekullert kamen. Die Aufgabe dabei war es, mit einem dicken Holzhammer möglichst viele Erbsen zu zerhämmern. Mir gelangen 6 von 10.
Die letzten paar Kilometer wollte Elli offenbar unbedingt fertig werden, sie lief nämich plötzlich 80 und ich holte wieder ein paar Teilnehmer, die sich an 30 auf Feldwegen hielten, ein.
Wieder auf dem Kirchplatz angekommen gab ich meinen Fragenzettel ab, löste meine Verpflegungsgutscheine ein (dringend nötig!) und fotografierte, was noch auf dem Platz stand bzw von der Rallye zurück kam.
Kein Fiat 500, sondern ein Steyr Puch in sportlichem Trimm. Einer der wenigen, die flott unterwegs waren.Horex Regina"Buckelvolvo" Volvo PV 544 B18 in der relativ seltenen Sporausführung
Ein Alfa Bertone Coupé in der ultraseltenen Ausführung GTA 1300 Junior reckt seinen Knackarsch richtung PublikumWillys Jeep der Niederländischen Armee in OriginalzustandUnrestauriertes Borgward Isabella CoupéD-Rad von 1928 in unrestauriertem OriginalzustandAuffallend war, dass ich der erste zweirädrige Teilnehmer war, der von der Rallye zurück kam, obwohl ich nicht als erster gestartet bin. Ich vertrieb mir also fotografierenderweise die Zeit und wartete auf die Siegerehrung. Zu meiner größten Überraschung begann der Moderationstext zur Preisverleihung in der Kategorie Motorrad mit:
"Aus dem VEB Fahrzeug und Jagdwaffenwerk Simson Suhl, die legendäre Schwalbe! Auf dem kleinsten und schwächsten Gefährt im Feld hat zensiert aus zensiert ohne Beifahrerhilfe die Rallye abgeschlossen, und ist dabei auch noch schneller als die Konkurrenz gewesen..."
Ich konnte es kaum fassen. Meine erste Rallye überhaupt, und dann gleich den ersten Platz gemacht! Wahnsinn! Und nicht, dass ich keine Konkurrenz gehabt hätte. Platz zwei ging an das MZ Eisenschwein-Gespann und Platz drei an das D-Rad. Mit im Feld waren noch eine fette Harley, die Horex Regina und noch ein paar andere.
Ich fands etwas schade, dass es keine Wertungsprüfung oder irgend etwas gab, bei dem das Fahren selbst zum Punkte erlangen nötig war. Die "Rallye" war also eher eine Orientierungsfahrt mit Spaßprogramm. Lustig wars aber trotzdem.