Puh, was für ein Tag!
Wer hätte das im Vorhinein ahnen können, wie passend der Titel des Blogeintrags von neulich auf die Tour passen würde.
In
Adrians Blog habe ich eine Empfehlung für das Programm Roadbook Assistant gelesen. Da ich kein fan von Navis bin, weil da einfach die Herausforderung fehlt ;-) wollte ich das Programm mal ausprobieren. Nachdem ich Roadbook Assistant per Wine unter Linux zum Laufen gebracht habe, habe ich per google maps einen Weg herausgesucht und diesen dann in Roadbook Assistant übertragen. Ich habe allerdings nicht wie Adrian in seinem Beispiel jede Kreuzung detailliert beschrieben, sondern nur die, an denen ich auch abbiegen muss. Die Fahranweisungen beschränkten sich somit auf übersichtliche 3 Seiten für nicht ganz 100km Strecke.
Ich muss sagen, dass diese Art der Navigation für mich ziemlich gut funkioniert hat. Man muss sich halt nur in google maps jede Entfernung zwischen den Abzweigungen raus suchen und beim Fahren auf den Tacho gucken. Dann gibts auch keine Probleme mit schlechter Ausschilderung etc. Es ist immer klar wo man abzubiegen hat. Zum einzigen Schwachpunkt kommen wir allerdings später noch..
Nundenn. Morgens um 9 traf ich mich mit Sebastian und seiner bieberbraunen KR51/2 am örtlichen McDreck Parkplatz. Google maps hatte uns 2:30 Stunden Fahrzeit prophezeit, und wir wollten unterwegs noch in Zons vorbei schauen. Also die (natürlich leere) Kamera und das Roadbook in den Tankrucksack und ab dafür. Nach geschätzten 2 Minuten war ich allerdings wieder zu Hause, Sebastian im Schlepptau. Einmal Krümmermutter nachziehen, bitte. Dann noch an der Tanke angehalten, um Batterien für die Kamera einzukaufen. Erstaunlich, wie kalt es morgens geworden ist. Brrrr...
Egal. Gas auf, man wird sich schon irgendwie warm sitzen. Entspannt ging es immer am Rhein entlang, durch Ortschaften mit so tollen Namen wie Lank-Latum oder Gellep-Stratum. Wer bitte lässt sich so etwas einfallen? Die Navigation bereitete keine Probleme, die Möps schnurrten wie die Kätzchen. Elli hatte mir vor Abfahrt zwar bereits durch sehr unwilliges Anspringen eine Aufmerksamkeitsbedürftige Zündung angekündigt, aber zunächst wurde dies geflissentlich ignoriert.
Nach etwas mehr als dem halben Weg brannte Sebastian, der unter seiner völlig durchgesessenen Sitzbank litt, der Hintern. Bis Zons war es nicht mehr weit, also wurde dort ein Pausenhalt vereinbart.
Zons ist eine ehemalige Kölnische Zollfestung aus dem Mittelalter, die weitgehend komplett erhalten und als solche ziemlich einmalig ist. Das Städtchen ist wirklich schnuckelig, leider war der Himmel und die Lichtverhältnisse ziemlich bescheiden, sodass die Fotos nicht so richtig wirken wollen:
Die Weiterfahrt gestaltete sich schwierig, da ich von einer über das Feld galloppierenden Reiterin mit deutlich überfordertem BH abgelenkt, von der Straße abzukommen drohte.
Kaum war das überstanden, lauerte hinter Dormagen direkt die nächste Herausforderung:
In Köln-Worringen angekommen war nämlich die Straße aufgrund irgendeines Radrennens gesperrt. Es existierte zwar eine Umleitung, die allerdings führte virtuos durch die Wallachei, wobei auch mehrmals die A1 unterquert wurde (was als nächste Wegmarke auf meinem Roadbook stand). Sämtliche versuche, die Umleitung wieder zu verlassen um zurück zur Route zu gelangen, waren nicht erfolgreich. Alles zu. Anscheinend war heute halb Köln gesperrt. Irgendwann überquerten wir an einer Brücke eine Kraftfahrstraße, auf der ich Longerich und die B9 ausgeschildert fand. Supi, denn mein nächster Programmpunkt lautete "In Longerich links über Niehler Ei richtung Hafen". Da wir keine Karte mit hatten, und nun langsam gar nicht mehr wussten wo wir sind, wurde das Kraftfahrstraßen-Schild kurzerhand "übersehen". Glücklicherweise war die Straße ziemlich leer, aber man kommt sich auf einer Schwalbe trotzem relativ verlassen vor, wenn um einen herum alles verdächtig nach Autobahn aussieht.
Es folgte die erste Erfahrung des Tages mit Kölscher Beschilderungstechnik. Anscheinend dient diese ausschließlich der Verwirrung des Fahrers. Man sollte nämlich blos nicht glauben, das Longerich auch weiterhin ausgeschildert sei. Weit gefehlt. Irgendwann erblickte ich stattdessen eine Abfahrt "Hafen Niehl", was auch nicht ganz falsch sein konnte. Siehe da, richtig geraten, wir waren wieder auf der im Roadbook vermerkten Route.
Die Freude kam jedoch zu früh, denn schon an unserem nächsten Wegpunkt, der Überquerung der Mühlheimer Brücke, machte uns das Radrennen wieder einen Strich durch die Rechnung. Glücklicherweise wusste der Kassierer an der nächsten Tankstelle wie wir trotzdem dorthin gelangen konnten. Nach ein paar km ermüdenden Stadtverkehrs waren wir, anderthalb Stunden verspätet und mit 50km Umweg auf der Uhr, endlich am Ziel:
Schoko und Vanille am ZielÜberblick über den HofDKW RT 350Hercules Roller2 Miele Mopeds aus der Nähe2 "Zündäppelchen" KS 50 Hercules SportbikeEin Zündapp RollerSimson SR 2...und Lack, wie er nicht sein sollteSchwalben auch in allen Aggregatzuständen von ordentlich bis gammelig anwesendFürcherlich zugerichteter DUO-RestMilitärschwalbe. Nicht mein Ding aber wenigstens KonsequentOrdentlich aussehnde Schwalben, wenn auch typische "Neuteilekaufrestaurationen". Ich finde ja, Neuteile kaufen kann jeder. Altes Zeug sollte wenn möglich aufbereitet werden, und nicht aus Faulheit ersetzt.Honda SS 50, OHC Viertakt!"Grüner Elefant" Zündapp KS 601. Ein Ungetüm mit den Ausmaßen eines SmartKönnte eine Zündapp DB 200 seinVictoria 115 "Banane". Herrlich überzeichnetes, mit Chromfoppel überladenes von 50er Jahre Ami-Straßenkreuzern inspiriertes Ding. Victoria AvantiEine von zahlreichen Kreidler Florett in allen AggregatzuständenNSU Quickly, leider mit abgesägtem SchutzblechNSU Quickly Cavallino. Sehr schickes und schlankes Möff!Zwei französische Kuriositäten, eine Mobylette und eine PeugeotMan beachte eigenwillige Konstruktionen wie den zweistufigen Sekundärtrieb sowohl mit Kette als auch Riemen......sowie eher hirnrissiges wie diese gasdynamische Katastrophe von AuspuffZum Schluss noch diese Zündapp KS 125. An sich (bis auf die Gussräder) sehr schöne Maschinen. Es war ein Pulk Holländer anwesend, die aussahen als ob der Lackierer eigentlich Autoscooter gestaltet. Diese beiden hier sind nur die Spitze des Eisbergs, das waren noch mehr. Man kanns auch übertreiben...Noch auf dem Treffen spendierte ich Sebastian meine Reservezündkerze. Seine Schwalbe hatte die ganze Hinfahrt über schon Probleme mit extremer Sauferei und wenig Leistung gemacht. Offenbar lief die Kiste nur wegen der eigentlich zu heißen Bosch-Kerze, die trotz Gemischüberfluss nicht zuschmodderte. Bereits wenige km nach der Abfahrt (im Pulk zusammen mit den Neussern) fehlte er nämlich plötzlich in selbigem. Diagnose: Kerze schwarz. Falsche Boschkerze wieder reingeschraubt und weiter gehts.
Das gute Radrennen hatte immernoch halb Köln lahmgelegt und machte uns wieder einen Strich durch das Roadbook. Wie schon auf der Hinfahrt fuhren wir wieder nach Gutdünken halbwegs in die richtige Richtung und hielten an einer Tankstelle an, um nach dem Weg zu fragen. Der Kassierer war leider von der eher weniger begabten Sorte, dafür wusste eiene bestimmt 80-Jährige Oma Rat. Wir sollten einfach die nächste rechts fahren und der Neusser Straße folgen. Über Nippes kämen wir dann nach Dormagen. Aha. Und das ist auch keine Autobahn? Nein. Also nahmen wir den Kampf gegen die Kölsche Beschilderung wieder auf. Nächste rechts, Nippes ist angeschlagen. Klar soweit. Es war allerdings leider nicht angeschlagen dass die Abzweigung richtung Nippes ein Zubringer zur A57 ist... Hervorragend. Das war dann das zweite mal heute. Kein Autobahnbeginnschild, nichts. Plötzlich sind nur alle Wegweiser blau, die Spuren zahlreich und alle anderen deutlich schneller unterwegs.
Nächste Abfahrt natürlich wieder raus und drei Kreuzzeichen gemacht. Wie zum Hohn schloss sich hier aber wieder ein Netz aus mehr oder weniger gar nicht beschilderten Kraftfahrstraßen an. Die Verkehrswege dieser Stadt sind verflucht.
Aus purem Überlebenstrieb fuhren wir einfach irgendwo ab, wussten nun wirklich nicht mehr wo wir eigentlich sind. Die nächste Querstraße war alledings wie durch ein Wunder die Neusser Straße. Und die Oma hatte sogar recht, sie führt nach Dormagen. Das heißt, sie würde dahin führen wenn nicht - richtig geraten - ein RADRENNEN dazwischen wäre.
Passend dazu ging Elli beim Warten an der Ampel aus, und partout nicht wieder an. Anschieben musste ich (peinlicherweise) zwar schon auf dem Treffengelände, aber das kann doch jetzt nicht sein! Warum hier und jetzt? Ich tippte auf einen verschlissenen Unterbrecher, denn so fühlte sich die Störung an. Trotzdem wurde als erstes der Tank gecheckt. Halb voll. Danach eigentlich nur aus Jux die Kerze. Siehe da, Kerzengesicht zwar vorbildlich, aber Elektroden ziemlich abgebrannt. Sebastian kramte also meine Wanderpokalkerze wieder aus, und zack schon lief sie wieder.
Trotzdem hatte ich gerade keine Lust mehr, also übernahm Sebastian das Suchen nach der Umleitung. Er fand sie, und als wir ihr Ende erreicht hatten, stellten wir fest, dass das Radrennen inzwischen zu Ende, und die Sperrung aufgehoben war. Ich liebe es.
Der Rest des Rückweges war relativ unspektakulär. Insgesamt habe ich heute 265km abgerissen und 7,5 Stunden auf dem Moped gesessen. Das letzte Stück bis nach Hause vollführte ich lustige Akrobatikübungen auf dem Moped, um den Hintern mal wieder durchblutet zu bekommen. Ob inner- oder ausserorts war mir auch egal. Vollgas stand und blieb auch stehen.
Fazit: Adventure is the result of poor planning. Nächstes mal nehemen wir ne Karte mit und ziehen uns wärmere Schuhe an. Das Treffen selbst ist absolut empfehlenswert!