Montag, 3. Mai 2010

Sevelener Oldtimerrallye 2010 - Rain Man

Meine Güte, war das ein Tag! Vorneweg soviel: Es gibt von mir keine Fotos. Aus noch ersichtlich werdenden Gründen hatte ich nicht wirklich Lust, die Kamera rauszuholen..

Als ich morgens aufstand, dachte ich erst daran, mich direkt wieder hinzulegen. Die miserable Wettervorhersage schien sich zu bewahrheiten. Allerbestes Konkurrenzverhinderungswetter! Nieselregen, 10° und bedeckter Himmel. Letztendlich rang ich mich aber doch dazu auf, aufzustehen. Habe mich eingemümmelt wie sonst zu tiefsten Winterzeiten: Unterhemd, T-Shirt, Kapuzenpulli, dicke Jacke bestehend aus Fleece-Einsatz und Windjacken-Oberteil. Ne Regenhose gabs im Haus leider nicht, deswegen musste ne lange Unterhose und eine Jeans herhalten. So gerüstet gings noch an der Tanke vorbei und dann auf nach Sevelen. Es nieselte die ganze Zeit, aber nur leicht, das ging noch. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier ;-)
Löblicherweise war die Veranstaltung dieses mal besser organisiert, sodass für jeden Teilnehmer ein (nach Startnummern sortierter) Parkplatz reserviert war. Elli da hin gestellt, und ab ins Fahrerlager, anmelden. Startunterlagen eingesackt, den ganzen Werbemüll direkt aussortiert und das Roadbook in die mitgebrachte Klarsichthülle gestopft. Der Aufgabenzettel ließ schon erkennen, dass die Rallye diesmal nicht so leicht werden würde wie letztes mal. Um halb 12 wurde gestartet, was aber ewig gedauert hat. Die Teilnehmer fuhren nacheinander durch ein Spalier und jeder wurde kurz vorgestellt. Das ist zwar sehr schön, aber wenn man Startnummer 54 hat, steht man da ne Stunde... Wenigstens war es während der Warterei trocken, sodass einige Optimisten sogar mit heruntergeklapptem Verdeck starteten.
Auch dieses Jahr war übrigens wieder eine sehr schöne, bunte Mischung an Teilnehmerfahrzeugen vertreten. Vom Ford T BJ 1911 bis hin zum Golf 1 GTI BJ 1980 war alles vertreten.
Das schlechte Wetter hatte allerdings dazu geführt, dass die meisten gemeldeten Kradler nicht erschienen sind, und ich so zusammen mit einem Harley-Gespann BJ 1924 allein in der Zweiradwertung fuhr. Zur Not hätte also der Spruch "Ich belegte einen hervorragenden zweiten Platz, während die Konkurrenz lediglich Vorletzter wurde" herhalten müssen.
Mein Moderationstext war wieder nett.
so, und darauf habe ich mich den ganzen Tag schon gefreut! Auch dieses Jahr ist die schöne Schwalbe wieder mit im Starterfeld. [...Technische Daten] Ausserdem hast du hier geschrieben, dass inzwischen ein relativ seltenes Vierganggetriebe eingezogen ist. Du schraubst also zwischendurch auch immer mal dran rum?

Ich habe geantwortet, dass ich zu Hause zwischendurch mal gefragt werden würde ob sie denn nun mal fertig sei, und dann stets kommentarlos lächeln würde. Allgemeine Erheiterung, Flagge runter und los. Die Navigation verlief nicht völlig problemlos wie letztes mal, aber mit nur 2 Verfahrern stehe ich glaube ich noch ganz gut dar. Einer davon hat mich allerdings leider den ersten Kontrollpunkt gekostet (Da musste man glaube ich Dosen werfen oder so, so ungefähr alle mit denen ich geredet habe sind auch dran vorbei gekachelt). Wenn ich mal überlege wieviele mir zwischendurch mal entgegen gekommen sind, oder an einer Kreuzung plötzlich im Querverkehr auftauchten...
Leider fing es relativ schnell wieder an zu regnen, und diesmal regnete es sich ein. Langsam aber sicher gab meine Kleidung nach. Zuerst wurde die Hose von oben nass und die Knie kalt. Naja. Alles kein Beinbruch, also weiter. Irgendwann war die Hose oben am Oberschenkel vollgesogen, also wanderte das Wasser am Oberschenkel entlang nach unten und sammelte sich als Prütze im Hosenbein. Bei jeder Bremsung gabs einen Schwall frisches Quellwasser eisekalte Saubrühe in Richtung Knie. Gegen 14:00 wurde dann der zweite (für mich erste) Kontrollpunkt erreicht. Hier konnte man die Verpflegungsgutscheine einlösen, was eine deutliche Verbesserung zur Vorjahresveranstaltung darstellt. Da hat man die ganze Zeit gehungert, um die Gutscheine dann alle im Ziel auf den Kopf zu hauen. Man konnte sich sogar überdacht hinsetzen und ein wenig trocknen. Nachdem ich mein gegrilltes in mich hinein geschlungen hatte war mein Stuhl nass und um ihn herum eine Pfütze. Ab diesem Kontrollpunkt wurde das Harley Gespann nicht mehr gesichtet, und ich stellte somit meine eigene Klasse dar.
vor der Weiterfahrt wurde das Roadbook noch mal umgeblättert. So langsam begann der Regen auch hier seinen Tribut zu fordern. Die Klarsichthüllen sind offenbar nicht für den Gebrauch auf U-Booten freigegeben, dann der Aufgabenzettel mit seinen per Tintenstrahler ausgedruckten Fotos der zu findenden Gegenstände löste sich in Wohlgefallen auf. Das Roadbook selbst wollte sich nur unter größter Überredungskunst in die Hülle zurück bugsieren lassen.
Plötzlich riss die Bewölkung auf, udn die Sonne kam heraus. Die Strecke zum nächsten Kontrollpunkt führte sehr schön und kurvig durch die Felder, die man hier mitten am Tag so erleben konnte wie sonst nur früh morgens im Sommer. Nämlich Dampfend. Ein schönes Schauspiel, zumal ich tatsächlich, naja, ich will es nicht trocknete nennen, aber immerhin nicht nasser und kälter wurde. Der nächste Kontrollpunkt befand sich auf der ehemaligen Royal Airforce Airbase Laarbruch, heutzutage Flughafen Weeze genannt. Dank einer Sondergenehmigung konnte man hier auch durch Bereiche fahren, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. Ein sehr schönes Gimmick, zumal meine Familie sich (mit Ausnahme von mir selbst) dort recht gut auskennt.

Das liegt daran, dass die alle auf einem nahegelegenen Sportflugplatz ihre Freizeit verbrachten. Der trägt die Kennung EDLC, Weeze ist EDLV. Unsereins flog mit der (eigenen!) Robin Remorqeur, sowie auf K8, ASK13, ASK21, ASW15 und einem Falken durch die gegend. An den Falken kann ich mich aus frühesten Kindheitstagen noch erinnern. Ich durfte im Kindersitz mitfliegen und es heißt, ich sei nach dem Start immer sofort eingeschlafen. Naja, jedenfalls kennt man sich unter Fliegern auf benachbarten Flugplätzen, und es gehörte zum guten Ton bei den Tommies, "unseren" Flugplatz stets im tiefen Überflug und mit gerissener Rolle zu überfliegen (meistens 2 Tornados in Formation). Gelegentlich waren die "germans" auch zum Gelage nach Laarbruch geladen und durften dann sogar mit den kleinen Vereinsmaschinen in Laarbruch landen. Man bedenke dass das Militärisches Sperrgebiet war, und man normalerweise abgeschossen worden wäre, wenn man da rein flog. Dort waren immerhin Atomwaffen stationiert, auch wenn sich da heute keiner gerne dran erinnert.
Aus diesen Gründen war es für mich sehr spannend, dort rumzukurven und die Flugzeugbunker, die so gut getarnt sind, dass man sie nicht mal findet wenn man genau weiß wo sie sind, aus der Nähe zu sehen.
Auf dem Gelände musste man auf Zeit Fragen mit automobilem Hintergrund beantworten wie z.B. "Nennen Sie mindestens 3 europäische Länder in denen nach dem zweiten Weltkrieg keine Autos mehr produziert wurden".
Hinter Laarbruch schied ein teilnehmender 911er unter Verteilung größerer Mengen Öl auf der Fahrbahn aus. Ich hoffe, dass das nur ein geplatzter Schlauch war, sonst wirds teuer...
Der nächste Kontrollpunkt fand wieder auf einem alten Landschloss statt, aber einem anderen als letztes mal. hier musste man auf Zeit Schlüssel verschiedenen Schlössern zuordnen. Währenddessen zog wieder eine Schwarze Wand auf und kündigte das nahe Ende der Sonnenscheinphase an. Ich war eh schon so durchnässt dass andere Teilnehmer mir helfen mussten, die Handschuhe wieder anzuziehen. Alleine war das nicht mehr zu bewerkstelligen. Zum krönenden Abschluss goss es nun wie aus Kübeln, und weils so schön ist kam auch noch ein gepflegter Hagel dazu. Das gab meiner Kleidung den Rest. Ich fühlte erst wie meine Schuhe langsam voll liefen, und danach kam die Rache der Sitzbank. Naturgemäß ist die dort, wo man sitzt, durch das Körpergewicht etwas eingebeult. Das von meiner Jacke abfließende Wasser lief jetzt in Strömen erst auf die Sitzbank, um dann den weg nach Hinten anzutreten und dafür zu sorgen, dass auch alles oberhalb des wohlbekannten kritischen Punkts beim betreten kalter Gewässer in Badehose nass und kalt wurde. Passend dazu weichte auch der Pulli durch. Es nahte der letzte Kontrollpunkt. Dort wurden einem Fotos von Autos vorgelegt, und man musste ausgehändigte Markensymbole drauf verteilen. Das war mitnichten trivial, waren fast ausschließlich Exoten. Mir gelangen 7 von 10. Für den Idyllischen Hof hatte ich kein Auge, ich wollte nur schnell weg. Dazu hätte ich mein Roadbook umblättern müssen, was aber aufgrund dessen Konsistenz unmöglich war. Hier kam wieder der Teamgeist durch. Das Pärchen im Rallyekadett, mit dem ich schon seit Laarbruch mehr oder weniger in Kolonne fuhr, sah mich falsch abbigen, bog auch falsch ab, holte mich ein, klärte mich über mein Missgeschick auf und bot an, dass ich einfach hinterher fahren solle. Das war echt die Rettung! Mein Roadbook war ein Klumpen, auf dem man so gut wie nichts mehr erkennen konnte. Kurz darauf hatte ich es dann auch endlich geschafft. Elli auf den Parkplatz, mitleidige Blicke geerntet, Kaffee gesponsert gekriegt und dann erst mal aufs Klo, die Schuhe ausleeren gehen. Mangels Konkurrenz habe ich die Zweiradwertung natürlich gewonnen.
Als ich zu Hause ankam habe ich mich vor dem Trockner entkleidet. Es war wirklich bis auf die Unterhose alles nass. Nicht feucht, sondern nass. Man konnte es auswringen. Meine Finger sahen aus als hätte ich zu lange gebadet. Aber wenn man sich einfach in die Decke einmullern und sich von Mutti bekochen lassen kann, mit der frisch errungenen Siegtrophäe in der Tasche, hat das doch auch was ;-)

1 Kommentar:

Adrian hat gesagt…

Den Preis hast du dir ehrlich verdient! Manchmal sind die Umstände viel härtere Gegner als jede Konkurrenz!
Herzlichen Glückwunsch!