Montag, 25. Oktober 2010

Donnerstag, 26. August

Am nächsten Morgen begab ich mich nach dem Frühstück nochmal zum (immernoch leicht überfluteten) Steg um ein paar Fotos von der Idyllischen ausicht zu machen:


Einmal kitschig mit Schwan

Einmal kitschig mit auf maximale Reflexion gedrehtem Polfilter


Eigentlich war für diesen Tag nichts großartiges mehr geplant, aber als ich da so saß und die Alpen bereits in aller Pracht sehen konnte, beschloss ich, dass es nicht sein kann so weit gefahren zu sein, nur um dann kurz vor den Alpen umzudrehen und nach Hause zu fahren. Der Vogel wurde also fix gesattelt, und dann ließ ich mich nach Bad Tölz lotsen. Hier konnte man mit jedem Kilometer beobachten wie Bayern immer bayrischer wurde. Herrliche Landschaft, zum Rollern wie geschaffen! Unterwegss hing ich einige Zeit hinter einem Auto fest, das vom ADAC abgeschleppt wurde. Bei gelegenheit konnte ich mich vorbei mogeln, und so hielt das langsame Gespann mir ab da den Rücken frei und ich hatte meine Ruhe. Um Bad Tölz wurden auch die Häuser typisch bayrisch-alpin: Flaches spitzdach, unten weiß verputzt und oben rum holzvertäfelt, mit opulenten Schnitzereien und riesigen Balkonen. Sobald ich den ersten Alpenausläufer erreicht hatte bog ich einfach frei Schnauze ab und hielt immer drauf zu. Leider setzte eine Privatwegschranke meinem Drang nach oben relativ früh ein Ende, aber da der Platz mit einem sonnendurchfluteten Hang und rauschendem Gebirgsbach sehr schön war, beschloss ich hier mein Mittagsmahl einzunehmen. Diesmal gabs Sandwiches und Hüchnchen Nuggets (von meinem kleinen Hühnchen stets als "Nuggeten" bezeichnet). Mmh gesund. Mutti wäre stolz auf mich.



Alsdann machte ich mich schweren Herzens wieder auf den Rückweg. Allerdings steht eines fest: Mit den Alpen bin ich noch nicht fertig. Diese großartige Landschaft muss ich auf jeden Fall mal länger erkunden. Ich war bisher nur 2x (jeweils hin/rück) in den Alpen, und dann auch immer auf einem nächtlichen Transit. In der Nähe von Bad Tölz entstand noch dieses Foto:



Dann gings wieder nach München, ab wo abends mein AutoZug nach Hause gehen sollte. Ich hatte nun allerdings noch einige Stunden bis zum Einchecken übrig und verspürte wenig Lust, mir noch mal die Innenstadt zu geben. Also fuhr ich zum deutschen Museum, wo ich mir die restliche Zeit vertrieb. Wer noch nicht dort war und technikbegeistert ist -> hingehen, es lohnt sich. Sobald es Zeit war, machte ich mich auf den Weg zum Ostbahnhof. Dabei geriet ich natürlich mal wieder in einen Snobstau. Ich muss es zugeben, es war mir ein innerer Reichsparteitag einige Zeit lang neben einem Mini Clubman, bepackt mit Schnitten und chauffiert von einem Exemplar der verachtenswerten Gattung Homo Sohnus, her zu fahren und zu bemerken, dass die Beladung des Karrens mich irgendwie interessanter fand als Mr. Schmalzfrisur. Kusshändchen verteilt und abgebogen ;-)
Dann traf ich auf eine mit allerlei nach Reise aussehenden Koffern bepackte BMW Enduro. Auf gut Glück fragte ich den Fahrer, ob er zufällig auch zum Ostbahnhof unterwegs sei. War er zwar nicht, aber er kam da vorbei, also vereinbarten wir, dass ich ihm einfach folge. Ist im Gewimmel deutlich angenehmer zu fahren als wenn man dauernd aufs Navi gucken muss. Der Fahrer war übrigens neben der Kassiererin im Starnberger NORMA die einzige Person die mich mal so richtig angebayert hat: "Passt Scho." Ansonsten sprach jeder erschreckend gutes Hochdeutsch mit mir. Am Ostbahnhof angekommen konnte ich direkt auf die bereitstehenden Waggons fahren. Nachdem das Gepäck ab war, wurde das Moped verzurrt. Man bekommt dazu 4 Schlaufen, die man selbst am Mopped befestigt. Danach verspannen die Bahnmitarbeiter. Normalerweise wird ein Motorrad dabei auf den Seitenständer gestellt. Dann werden erst die Gurte auf der Ständerseite soweit gestrafft, dass sie nicht mehr durchhängen. Danach werden die Gurte auf der anderen Seite angelegt und gespannt. Somit wird das Moped in die Federn gezogen und verspannt. Gegen Wegrollen kommt noch ein am Wagenboden verankerter Klotz vor jedes Rad.
Bei einer Schwalbe geht das mangels Seitenständer nicht, worauf ich das Personal hinwies. Ich habe die Schlaufen an die Lenkerenden und hinern an die Stoßdämpferaufnahmen gemacht. Nachdem ich dem Bahnmitarbeiter gesagt hatte, dass ich Angst davor habe, dass der Rahmen krumm gezogen wird wenn man das Moped gegen den Hauptständer spannt, wurden zwei Klötze vor und hinter das Hinterrad gelegt, sodass es sich vom Boden abhob und auf den Klötzen auflag, und das Vorderrad ebenfalls den Boden berührte. Dann wurden die Gurte gespannt. Ein Bild von dem verspannten Möp gibts natürlich auch:



Nach ca einer Stunde Wartezeit traf der Liegewagenteil des Zuges am Bahnsteig an. Während der Wartezeit unterhielt ich mich sehr nett mit einem Nordiren, der eine absolute Wahnsinnstour im Sinn hatte: Morgens in Belfast per Flugzeug los nach München, dort ein Motorrad (eine restaurierte alte GS) gekauft, testgefahren, abends auf den Autozug bis Düsseldorf. Von dort am nächsten Morgen zu einer BMW Werkstatt um die Vergaser einzustellen, nach Calais, per Fähre auf die Insel, die ganze Insel bis SChottland hoch, noch mal auf ne Fähre und wieder nach Hause. Kommentar "The offer was just too good to refuse it."

Sobald der Zug losgefahren war, genoss ich erst mal etwas, dass während meiner allwöchentlichen Bahnfahrten in modernen Zügen leider nicht mehr geht: Den Genuss des Fahrtwindes bei komplett heruntergeschobenem Fenster. Da kam der Schaffner, dem ich meinen Ticketausdruck überreichte. Man muss dazu wissen, dass das Ticket ein pdf im DIN A4 Format ist, auf dessen unterem Drittel Werbung abgedruckt ist. Diese Werbung hatte ich als unwichtig erkannt und abgerissen. Den sich dann ereignenden Dialog möchte ich gerne zitieren:

Schaffner: "Wie, was ist das denn, da fehlt ja die Hälfte!"
Ich: "Entschuldigen Sie bitte, ich war mir nicht darüber im Klaren, dass die Werbung relevant ist."
Schaffner: "Man könnte ja jetzt behaupten, Sie wären an einem Bahnkunden vorbei gegangen, der das Ticket gerade in der Hand gehalten hat, und hätten es abgerissen und wären weg gelaufen."
Bekommen die das eigentlich auf Seminaren beigebracht, sich aus dem Stehgreif infame Unterstellungen einfallen zu lassen?
Ich: "Richtig. Hätte ich ein vollständiges Ticket könnte man allerdings auch behaupten, ich sei geschickt genug gewesen, es dem Bahnkunden ohne Zerstörung desselbigen zu entreißen. Aus diesem Grund ist auf dem Ticket ja auch mein Name vermerkt."
- Pause -
Schaffner: "Ja, war ja nicht so gemeint, Sie merken schon, ich bin immer für nen Spruch gut."
Ich: "Sie merken schon, ich auch."

Die Nacht im Liegewagenabteil war nicht so der Burner, weil ich jemanden da liegen hatte, der während des Schlafs die halbe Taiga zersägt hat. Entsprechend erledigt kam ich am nächsten Morgen in Düsseldorf an. Es war recht kühl und nieselte. Willkommen in der Heimat.

1 Kommentar:

Intruder hat gesagt…

Ich Lese den blog schon ne ganze Weile mit und find es Klasse was du da auf der Reise alles so erlebt hast.

Grüße aus Berlin