Schon wieder ewig her, dass ich hier mal was geschrieben habe. Als erstes gilt es die Namensfindund zu vermelden: Alle waren sich einig, es kann nur einen passenden Namen geben: Uschi.
Nachdem meine letzte Klausur rum war, widmete ich mich der Instandsetzung von Uschi. Leider kann ich gerade nicht in die Werkstatt, weil dort das Dach saniert wird und das Gebäude daher gesperrt ist. Also holte ich mir alles nötige Werkzeug ins Zimmer und verwandelte es vorübergehend in eine Moppedwerkstatt.
Motor raus, Räder raus, Tank raus. Die alten Reifen herunter zu kriegen war eine Qual. Der Hintere war wohl noch original von 1973 und fest mit der Felge verwachsen. Der Vordere war eine Nummer zu klein und ließ sich überhaupt nicht dazu überreden, sich von der Felge abziehen zu lassen. Eher verbog ich die Felge dabei! Also habe ich den Reifen aufgeschnitten und die Stahlbänder einzeln mit dem Seitenschneider durchtrennt. Insgesamt habe ich glaube ich locker eine Stunde dafür gebraucht, den Reifen da runter zu bekommen...
Dann habe ich als erstes das Schweißgerät angeworfen, und mir aus einer alten Kupplungslamelle und einem alten Gewindebolzen ein neues Kupplungshaltewerkzeug gebaut. Das alte war blöd konstruiert und verbog sich, als ich versuchte die Kupplung des Schlachters mit dem gerissenen Gehäuse zu lösen. Insgesamt habe ich 3 Motoren aufgemacht:
- Ellis alten M53 mit zwar klapperndem aber gut ziehendem Zylinder, neuen Gangrädern für Gänge 2 und 3 sowie rausspringendem 3. Gang
- den Schlachter, dessen Zylinder und Kleinteile bereits in den M54 geflossen sind (hatte noch Primätrieb und Gehäuseinhalt)
- den S50 Schlachter mit gerissenem Gehäuse, der mir mal geschenkt wurde
Mein Schreibtisch wurde also komplett mit Zeitung (die guten VDI Nachrichten) ausgelegt und die Motoren darauf zerlegt. Dabei kam interessantes zu Tage:
Im gerissenen Gehäuse verbarg sich eine vom Werk frisch überholte Kurbelwelle. Kippelspiel 0,8mm und man konnte die Filzstiftmarkierung auf der Kurbelwange noch lesen (Nov 1988 + Simsonlogo). Die Kurbelwelle hat noch eine Bronzebuchse.
Sowohl der gerissene Schlachter als auch der für den M54 teilfiletierte hatten Schaltstangen mit tieferer Verrastung für den 3. Gang als Ellis alter M53:
Die Zahnräder aus Ellis M53 sahen trotz ihrer sehr geringen Laufleistung von gerade mal ca 5000km nicht wirklich gut aus.
Die Schaltgabel im gerissenen war ziemlich böse verschlissen:
Auf die Abtriebswelle desselbigen hat schon mal jemand eine M10 Regelgewindemutter mit Gewalt aufgeschraubt:
Genau zu diesem Zeitpunkt, als mein Zimmer über und über voller Teile war, und man beim Betreten eine olfaktorische Keule über den Schädel gezogen bekam (Eau de SAE80), kündigte der Hausmeister an, in 2 Tagen die Bude abnehmen zu wollen. 5 Jahre wohne ich schon da, er hat sich die Wohnung noch nie angeguckt. Einen besseren Zeitpunkt hätte er nicht wählen können...
Damit ich keinen Ärger bekomme, habe ich dann eine Zweitägige Hardcore-Schraubersession eingelegt. Der neue Motor besteht aus:
- Gehäuse, Primärtrieb, Kupplungsmitnehmer und Garnitur von Ellis altem Motor
- Getriebe, Schaltgabel und Schaltstange aus dem M54-Teilopfer
- Kupplungslamellen aus beiden Schlachtern zusammengesucht, desgleichen Kupplungsscheiben
- Federteller und Druckstangen aus dem mit Gehäuseriss
- Kurbelwelle aus dem mit Gehäuseriss
Der Vergaser bekam das Komplettprogramm:
- Flansch geplant
- alle Düsen neu
- Schwimmer neu
- Nadelventil neu
- Kolben und Nadel neu
- Startergummi neu
Der Benzinhahn wurde zerlegt und gereinigt, und bekam ein neues Sieb und neue Dichtungen. Zündung ebenfalls komplett überholt: Kondensator, Unterbrecher, Zündkabel, Kerzenstecker neu. Fix alles zusammengeworfen, und Motor wieder eingehängt. Auspuff wieder dran, Benzinhahn und Tank wieder eingebaut. Ellis alte K35 aufgezogen. DOT Nummer ist 4005 - ganz taufrisch sind die nicht mehr, aber noch ok. Räder wieder eingebaut, dabei habe ich die Felgen von vorne nach hinten getauscht (die mit weniger Schlag nach vorne). Dann die Karosserie wieder montiert und ab nach draußen mit dem Vogel. Dort habe ich noch die Bowdenzüge mit einer Ladung CARAMBA MoS2 Kriechöl gespült. Da kam richtig viel Rotz heraus, aber jetzt funktionieren sie wieder tadellos.
Anschließend habe ich die rumfliegenden Teile wegsortiert, und mein Zimmer und danach mich selbst einer Grundreinigung unterzogen. Pünklich um 8 am Vorabend des angekündigten Hausmeisterbesuchs war ich fertig. Und jetzt ratet mal, wer sich am nächsten Tag nicht blicken ließ...
In der Eile habe ich ein paar Abkürzungen genommen:
- Es gibt noch kein Leerlaufanzeige- und kein Bremslichtkabel
- Die Kupplungsrückholfeder fehlt noch
- rechtes Lenkerdistanzstück ist aus einem Rohr zurechtimprovisiert
- Zündungseinstellung passt noch nicht ganz
- Tachobirnchen fehlt noch
- Tagfahrlicht Umbau fehlt noch
- Lenkschloss will noch nicht
Aber sie fährt schon! Und so steht sie nun auf dem Moppedparkplatz am Wohnheim und wartet auf die Kabel, die da kommen.
Mit der Säge in die Säge sägen
vor 5 Tagen
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